Bericht No. 4 (Tag 8)
ihr lieben,
ich beginne diesen bericht in einer wartehalle des zentralbahnhofs von beijing (北京站), in der wir auf den zug nach chengde warten. es ist 6.30. weil die herberge keinen
transfer mit einem taxi organisieren konnte und bei unserer gestrigen inspektion des bahnhofs keine hinreichenden informationen zu gewinnen waren, hatten wir uns entschieden,
um 4.30 aufzustehen und ab 5.00 den gepäckmarsch zur etwa 1 km entfernten bushaltestelle zu beginnen. Weil ich aber in der reihenfolge der ereignisse berichten will,
wende ich mich jetzt erst einmal den erlebnissen vom gestrigen tag zu.
es begann mit unser recht erfolglosen inspektion des hauptbahnhofs. da man ohne gültiges ticket durch keine eingangstür kommt, konnten wir nur ermitteln, dass man
bei der annäherung an den bahnhof die tickets griffbereit halten muss, was wir ohnehin für erwartbar eingeschätzt hatten.
derart aufgeklärt haben wir uns dann auf den weg zum sommerpalast - 颐和和, eine residenzanlage zum teil aus dem 17., zum teil aus dem 19. jahrhundert - aufgemacht,
was eine ubahnfahrt (ohne fehleinstieg) mit drei umstiegen und ca. 50 minuten fahrtzeit bedeutete. der sommerpalast ist eine ausgedehnte anlage von palais, park und
künstlich angelegten seen mit einer größe, die es ermöglichte vor dem kaiser flottenmanöver durchzuspielen. da wir aus grundsätzlicher
überzeugung dafür sind, dass alle - und nicht nur die clicque der reichen - ein recht auf erholung, genuss von kunstgütern und erfüllte freizeit haben,
meckern wir auch nicht, dass wir unseren spaß mit abertausenden von chinesen und -innen zu teilen hatten. bisweilen fanden sich auf einem quadratmeter drei bis vier
menschen. dass besonders viele chinesen unterwegs waren, ist auf die ferienwoche im zusammenhang mit dem natonalfeiertag zurückzuführen. so konnten wir hautnah
erfahren, wie prall gefüllt dieses land mit menschen ist, die fast alle sehr fröhlich wirken, sich gerne im freien aufhalten und ebenso gerne sehr lautstark
miteinander kommunizieren. wir haben das ambiente, die verschwenderischen kunstwerke aus der kaiserzeit und einen herrlichen tag sommerwetter in vollen zügen
genossen.
abends war dann zu packen und sprachliche vorbereitung zu treiben, um die kurze nachtruhe möglichst im tiefschlaf zu nutzen. um kurz nach fünf sind wir - jeder
mit einem großen und einem kleinen rucksack bepackt - zur nächsten bushaltestelle losgezogen. mir und meinem rücken ist die packeselei erstaunlich leicht
gefallen. entgegen warnenden hinweisen aus dem hostel war auf den straßen nichts los, so dass der bus im höchsttempo zum bahnhof gelangte. der ablauf des
geschehens am bahnhof ist so organisiert, dass man erst nach einer ticketkontrolle in das gebäude gelangt, dort das gepäck wie am flughafen geröngt wird
und man dann einen dem zug zugeordneten wartebereich aufzusuchen hat. nur über diesen wartebereich kommt man ab ca. 25 minuten vor abfahrt nach einer erneuten
ticketkontrolle auf den bahnsteig. dort muss man die/den schaffner/in des wagens aufsuchen, in dem sich der auf dem ticket bezeichnete sitzplatz befindet, um
endgültig in die gemeinschaft der fahrenden (vulgo diejenigen, die den zug betreten dürfen) aufgenommen zu werden. meine rudimentären chinesisch-kenntnisse
haben ausgereicht, dass wir die ganze zeit nicht vom rechten weg abgekommen sind, aber eine reihe - speziell älterer chinesen beobachten konnten, die aufgeregt
umherirrten. die kenntnisse waren aber auch nötig, um sicherzugehen, dass wir nicht kurz vor der abfahrt des zuges hätten feststellen müssen, an der
falschen stelle eines sehr großen bahnhofs zu stehen. der zug ist dann pünktlich um 8.05 mit uns und einer menge chinesen abgefahren.
wie es weiterging, liebe kinder, erfahrt ihr im bericht no. 5. für heute grüßen die 老师 (laoshi, was sowohl alter Meister als auch lehrer bedeutet)
aus dem reich der mitte
peter&karen
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© 2018 peter meisig, siegburg —
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